Wie wird aus einzelnen Tricks eine Choreografie. Part 1.

Part 1: Wie und wo anfangen?

Irgendwann steht fast jeder Pole Dancer vor dieser Hürde: Die erste Choreografie. Hat man nie getanzt und keine Erfahrung mit Choreografien kann das ganz schön schwer sein. Wo fängt man an, was soll alles rein, welches Lied, wie mache ich die Performance interessant für´s Publikum? Fragen über Fragen und oft fühlt man sich dann so überfordert, dass man aufgibt oder gar nicht erst anfängt.

Damit das bei euch anders läuft, wenn ihr eure nächste oder vielleicht ja sogar erste Choreografie entwickelt, gibt´s jetzt ein paar Tipps von mir. Auch für Erfahrenere gibt es vielleicht noch die ein oder andere Inspiration für die nächste Performance.

Vorweg noch eine kurze Infos, am Ende hängt vieles von den eigenen Präferenzen ab und auch für welchen Zweck ich die Performance vorbereite. Bestimmt werdet ihr mit der Zeit euer ganz eigenes System entwickeln eine Choreografie zu erstellen.

Heute konzentrieren wir uns auf den Anfang des Choreografierens wie die Musikauswahl, welche Moves sollen rein und was man sich sonst noch überlegen sollte, bevor man loslegt.

 

Womit fängt man an?

Hier gibt es viele Möglichkeiten, je nach dem was dir an meiner Show wichtig ist. Vielleicht hast du schon ein Lied, auf das du immer mal gerne tanzen wolltest – dann ist die Musik dein Anfang. Möchtest du eine Geschichte erzählen, dann denk dir diese als erstes aus und wähle Moves und Musik passend. Oder ist dir vielleicht besonders wichtig dein Können zeigen zu können, dann kannst du auch bei den Tricks starten und die Musik entsprechend auswählen.

Für lockere Performances starte ich meistens mit der Musik und wähle dann passende Tricks. Bei Wettkämpfen, bei denen die Show stark in die Wertung einfließt wähle ich als erstes mein Thema oder meine Geschichte. Bei sportlich ausgelegten Wettkämpfen fange ich auch gerne damit an, erst eine Liste an Tricks zu schreiben, die unbedingt in meine Show sollen.

Wenn man sich dann für ein Lied entschieden, eine Liste an Moves, die man gerne einbauen würde, erstellt hat und evtl. noch ein Thema oder eine Geschichte ausgesucht hat, dann geht es erst richtig los.

Schauen wir uns aber erst mal diese drei Parts genauer an.

 

Die Musik vs. deine Bewegungen

Ganz wichtig: Das Lied muss zu dir passen und du musst dich gerne dazu bewegen. Ich tanze deshalb gerne zuerst einen Freestyle zu meiner Liedauswahl, dann merke ich wie es sich anfühlt, dazu zu tanzen und oft entstehen dabei auch schon erste Ideen für die Choreografie. Wenn mich das Lied nicht inspiriert und motiviert, dann suche ich lieber nach einem anderen.

Am Anfang sind langsame Lieder definitiv einfacher, aber wähle das, was dir gefällt. Bedenke aber auch: Selbst wenn die Musik langsam ist, muss das nicht heißen, dass das selbe auch für all deine Bewegungen gelten muss. Kontraste machen Choreografien immer interessant, so ein Kontrast kann auch entstehen indem du dich zu langsamer Musik schnell bewegst oder umgekehrt.

Nun wollen wir uns ja aber eigentlich ja passend zur Musik bewegen – abgesehen von den Kontrasten, die wir vielleicht gezielt einbauen. Das heißt aber nicht, dass du immer den Takt zählen musst. Man kann genauso dem Gesang folgen, auf ein Instrument aus dem Lied hören oder was dich sonst berührt und dich motiviert.

 

Die richtige Trickauswahl

Ich bin immer für eine ausgewogene Mischung. Nur weil ich sehr beweglich bin, will niemand sehen wie ich mich 5min lang nur verbiege und auch ich selbst habe an mich den Anspruch all meine Facetten zu zeigen. Deshalb achte ich darauf, dass von allem etwas drin: Kraftvolle Figuren, um meine Stärke zu zeigen; Spagate oder Back Bends, um meine Flexibilität zu zeigen; dynamische Bewegungen wie ein Drop oder eine schnelle Combo; Floorwork und natürlich auch Spins nicht fehlen.

Außerdem solltest du zu viele Wiederholungen vermeiden. Z.B. gibt es etliche Möglichkeiten die Stange hochzukommen. Statt also immer schlicht zu mit einem X Ankle Climb hochzuklettern, wie wäre es mit einem Side Climb, Outside Leg Climb, ein Spin vor den Climb oder einfach nur eine kleine eigene Variation.

Auch ähnliche Figuren vermeide ich,  vor allem für ein Laienpublikum ist oft kein Unterschied erkennbar und wenn Pole Dancer zuschauen, freuen sie sich auch, wenn man eine größere Variation zeigt. Auch wenn ich also gern ein Iron X mache, mache ich das nicht noch mit unterschiedlichen Griffvarianten in einer Show oder wenn ich bereits eine Twisted Ballerina gezeigt habe, mache ich nicht noch eine normale Ballerina.

 

Die Geschichte

Tricks sind natürlich toll, aber das gewisse Etwas kann deine Show durch eine Geschichte oder ein Thema bekommen. Wenn du dich für etwas entscheidest, solltest du es auch konsequent durchziehen. Die erste Minute eine Geschichte erzählen und dann die restliche Zeit deine Story vernachlässigen, ist für mich ein No-Go.

Achte auch hier auf Kontraste und Abwechslung. Nehmen wir an du entscheidest dich dafür als Katze zu performen. Statt dann 5min das  sexy Kätzchen zu sein, wäre es doch viel interessanter, wenn die Katze sich erst langsam anpirscht, Kontakt zum Publikum aufnimmt, um es dann mit seinen geschmeidigen Bewegungen zu umgarnen und dann, wenn es das Publikum um den Finger gewickelt hat, die Krallen auszufahren usw.

Es bleibt aber immer auch die Möglichkeit sich einfach nur auf den Tanz und die Musik zu konzentrieren und kein Thema und keine Geschichte zu wählen! Auch das kann natürlich spannend sein bei einer tollen Choreografie. Konzentriere dich auf das, was dir liegt und dir Freude bereitet.

 

Startposition und Intro

Kommen wir zum letzten Abschnitt für heute. Wir haben uns über all die obigen Dinge Gedanken gemacht und legen jetzt mit der Choreografie los. Verkörpern wir eine bestimmte Figur, ist das Intro bestens dafür geeignet diese Figur dem Publikum vorzustellen oder wenn wir ein Thema gewählt haben, dieses dem Publikum deutlich zu machen. So können sich die Zuschauen in unsere Idee hineinversetzen und uns von Anfang folgen.

Ansonsten bietet es sich meistens an eher ruhig anzufangen und mit einfacheren Figuren, so dass wir die Möglichkeit haben uns mit der Zeit zu steigern und die Spannung langsam zu erhöhen. Es kann aber auch eine schöne Abwechslung sein direkt mit einem Trick oder einer Kombination anzufangen, bei der dem Publikum die Kinnlade runterfällt. So fesseln wir es sofort und gewinnen es für uns.

Bevor wir ein Intro tanzen können, brauchen wir aber natürlich eine Ausgangsposition. Die muss man natürlich passend zu seinem Thema wählen, die Möglichkeiten sind hier praktisch endlos. Man außerhalb der Bühne starten und reinlaufen oder mit einem hübschen Floorworkpart auf die Bühne kommen. Ihr könnt an jedem beliebigen Ort der Bühne ohne Pole starten, im Stehen, im Liegen, dem Publikumabgewandt, klein zusammengekauert oder in einer starken und präsenten Position. Genauso kann man natürlich an der Stange beginnen in allen möglichen Figuren.

Wenn du deine Startposition wählst, denk daran, dass du sie vielleicht eine Weile halten musst bis das Lied startet. Wähle also keinen Move, denn du nur sehr schwer halten kannst und am Boden keine Figur, die zu viel Balance erfordert. Außerdem solltest du nicht vergessen, dass es das erste ist, was das Publikum von dir sieht und bekanntlich zählt ja der erste Eindruck. Also nimm dir Zeit deine Startposition sorgfältig auszuwählen.

 

Ich hoffe ihr habt jetzt Lust bekommen gleich selbst mit dem Choreografieren loszulegen! Nächste Woche geht es dann weiter mit mehr Tipps und Inspirationen für euch. Wenn ihr spezielle Wünsche habt, einfach einen Kommentar hinterlassen und ich versuche dann im nächsten Post darauf einzugehen.

Ich wünsche euch einen guten Start in die neue Woche und viel Erfolg bei eurer ersten Choreografie!

Julia

 

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Class Tipp: Im März mit Tina „Finding your Freestyle“.

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