Übertraining – Wie viel Training ist zu viel Training?

Übertraining – wie viel Training ist zu viel Training?

 

Das neue Jahr hat begonnen und bald beginnen wieder all die tollen Pole Dance Wettkämpfe, das ist für mich immer die Zeit, wo es bei mir schnell zum Übertraining kommt, wenn ich nicht aufpasse. Ergebnis letztes Jahr: Eine schlimme Grippe mit Nebenhöhlenentzündung, die ich erst nach Wochen losgeworden bin. Aber auch ohne Wettkämpfe kann es schnell mal zum Übertraining kommen, deshalb möchte ich euch dafür sensibilisieren, so dass du  fit und erfolgreich durch den Trainingsalltag kommst!

 

Superkompensation

Um besser zu verstehen, warum Pausen genauso wichtig sind wie regelmäßig Training, hilft es, wenn du das Prinzip der Superkompensation verstehst. Ich versuche es so kurz einfach wie möglich zu erklären.

Während einer Belastung (dein Training) ermüdet dein Körper und dein Leistungsniveau fällt folglich erst mal ab und liegt dadurch nun unterhalb deines Ausgangsniveaus. Beendest du dein Trainings und legst eine Pause ein, so beginnt dein Körper sich zu erholen und regenerieren. In dieser Zeit steigt das Leistungsniveau dann an bis zum Ausgangsniveau (Wiederherstellung) und wenn du noch etwas länger pausierst sogar über dein Ausgangsniveau hinaus (Superkompensation). Anschließend fällt es allerdings auch wieder ab, wenn du weiterhin nichts tust.

Nun ist wichtig zu welchem Zeitpunkt du wieder trainierst. Setzt du dein zweites Trainings zu früh an, bevor du wieder ein Ausgangsniveau erreicht hast, dann wird deine Leistung weiter abfallen. Trainierst du genau dann wieder, wenn du am Ausgangsniveau angelangt bist, dann bleibst du immer auf dem gleichen Level. Möchtest du dich steigern, dann musst du im Zeitraum der Superkompensation wieder trainieren, also wenn du über deinem Ausgangsniveau bist.

Etwas ausführlicher und mit tollen Grafiken, kannst du dir das ganze hier nochmal anschauen: Superkompensation.

 

Was ist Übertraining und wie kommt es dazu?

Wikipedia sagt dazu folgendes: „Unter Übertraining versteht man in der Sportmedizin eine chronische Überlastungsreaktion, die meist durch kontinuierlich zu hohe Trainingsintensitäten, zu hohes Trainingsvolumen und/oder unzureichende Regenerationszeiten zwischen den Trainingseinheiten ausgelöst wird.“

Das gibt uns auch schon die ersten Hinweise darauf, wie wir Übertraining vermeiden können. Schauen wir uns aber zuerst noch die Symptome an, damit du erkennst, wann du vielleicht zu viel trainiert hast und deinem Körper eine Pause gönnen solltet.

 

Typische Symptome

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Chronische Müdigkeit : Du fühlst dich ständig grundlos müde trotz ausreichend Schlaf.

Hoher Ruhepuls : Schon wenn du morgens aufstehst, ist dein Puls erhöht

Verletzungen: Beim Übertraining sind Verletzungen vorprogrammiert.

Leistungsabfall: Wer zu viel trainiert wird leider nicht besser, sondern kann so seine Leistung sogar mindern (siehe Superkompensation).

Schlafstörungen

Infektionsanfälligkeit: Übertraining schadet deinem Immunsystem und du wirst so leichter krank.

Lustlosigkeit

 

All das können typische Anzeichen für ein Übertraining sein, natürlich ist es aber auch möglich, dass es andere Gründe gibt, sollte eins der Symptome auf dich zutreffen. Eine Diagnose von Übertraining ist nicht möglich. Nur über ein Ausschlussverfahren, ist eine Beurteilung möglich.

 

Tipps

Kommen wir zum wichtigsten Teil, 11 Tipps und Anregungen für dich, um ein Übertraining zu vermeiden. Train smart, not hard – ist das A und O für ein erfolgreiches Training und kontinuierliche Fortschritte. Gerade in der heutigen Zeit, wo Fitness immer wichtiger wird, müssen wir lernen vernünftig zu trainieren und uns nicht durch den Hype zu ungesundem übertriebenem Training anstacheln zu lassen.  Regelmäßiges Training ist zwar wichtig, wenn man etwas erreichen möchte, aber man sollte es nicht übertreiben.

  1. Zusätzliche Ruhetage. Eine Ruhetag pro Woche ist bei den meisten, die sehr viel trainieren, immer eingeplant. Fühlst du dich trotz Einhaltung deiner Ruhetage müde, dann plane einen zusätzlichen Ruhetag ein und beobachte wie es dir damit geht. Lieber trainierst du nur 3 Mal die Woche und kannst dann 100% geben statt 6 Mal die Woche, aber nur halbherzig, weil du dich nicht fit fühlst.
  2. Kein doppelter Stress. Wenn du gerade Prüfungen hast, auf der Arbeit viel zu tun oder privaten Stress, dann mach dir keinen Druck. Wenn du mal eine Zeit lang weniger trainierst, geht die Welt nicht unter und wenn der Stress weniger ist, kannst du wieder mit dem Training durchstarten und dich voll auf deinen Sport konzentrieren.
  3. Intensität statt Dauer steigern. Um Erfolge zu sehen, musst du nicht stundenlang trainieren. Versuche stattdessen lieber die Intensität deines Trainings zu steigern, so kannst du mit weniger Zeitaufwand Erfolge erzielen.
  4. Trainingsfrei nehmen. Heute keine Lust auf Training? Kein Problem, dann nimm dir einfach mal trainingsfrei, man muss sich nicht jeden Tag zum Training zwingen, dass senkt auf Dauer die Motivation und den Spaß am Sport. Am besten sollte man sich alle paar Wochen eine komplette Woche zur Regeneration einplanen.
  5. Richtig Ausruhen. Wenn du einen Tag Pause machst, dann mach auch wirklich Pause! Also kein Sport und tu die Dinge, die für dich entspannend und schön sind. Viele neigen dazu trainingsfreie Tage mit anderen Aufgaben zu überladen, das ist alles andere als eine sinnvolle Erholung.
  6. Monotonie vermeiden. Monotones und einseitiges Training bringt auf Dauer nicht nur keine Fortschritte, sondern es führt auch schnell zu Überlastungen. Such dir einen sinnvollen Ausgleichssport. Pole Dance zählt eher zu Kraftsportarten. Zum Ausgleich, könntest du also eine Ausdauersportart wählen.
  7. Krankheit. Wenn du krank bist, gehörst nach Hause ins Bett und auf keinen Fall ins Studio. Das kann hart sein, wenn man gerne trainiert, aber wer zu früh wieder ins Training einsteigt, kann riskieren, dass er seine Krankheit noch weiter verschleppt und so am Ende noch länger aussetzen muss. Also lieber bei den ersten Anzeichen gleich einen Gang runter schalten und immer Krankheiten und auch Verletzungen komplett auskurieren._20160308_222108 (1)
  8. Ernährung. Eine ausgewogene Ernährung ist als Sportler wichtig. Dein Körper leistet viel beim Training und hat sich ein ordentliches Essen verdient. Vor allem ausreichend Proteine sind wichtig.
  9. Steigerung. Wenn du dein Training steigern möchtest , solltest du dies langsam tun. Als Nicht-Sportler solltest du nicht gleich mit 5 Mal die Woche Training anfangen. Eine Steigerung um etwa 10% pro Woche ist empfehlenswert, so merkst du rechtzeitig, ob es dir zu viel wird.
  10. Periodisierung. Periodisiere dein Training, um Übertraining zu vermeiden. D.h. wenn du einen Tag besonders hart trainierst, dann mach am nächsten Tag nur ein leichtes Training oder wenn du eine Woche Vollgas gibst, dann lege danach eine Woche ein mit nur moderatem Training.
  11. Schlaf. Ausreichend Schlaf ist unverzichtbar, wenn du viel Trainieren willst. Studien haben gezeigt, dass zu wenig Schlaf die Leistung mindert. Die allgemeine Empfehlung liegt bei 7-9h Schlaf, wie viel genau man aber schlafen sollte, ist sehr individuell.

 

 

 

Ich hoffe das hat nun ein paar Leser motiviert, sich ab und zu eine mal eine Pause zu gönnen ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Denkt dran: In der Pause verbessert sich euer Körper und in den Pausen verinnerlicht ihr neue Bewegungsabläufe. Es ist keine Magie, wenn ein Move in der einen Woche einfach nicht klappen will und in der andere Woche plötzlich reibungslos funktioniert – das ist der positive Effekt einer Pause!

 

Viel Erfolg beim Training!

Eure Julia

 

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Next Event: Wir feiern die Eröffnung in Filderstadt mit einer Pole Jam – haltet euch schon mal den 26.3. frei!

Class Tipp: Montags gibt es einen neuen Level 1/2 Kurs in Tübingen mit mir.

 

Wie wird aus Tricks eine Choreografie. Part 2.

Part 2: Wir beenden unsere Choreografie!

Heute geht es weiter mit Part 2 übers Choreografieren. Mit der Choreo anzufangen sollte ja nun kein Problem mehr sein 😉 Wenn ihr den Post darüber verpasst, könnt ihr hier nochmal alles nachlesen.

Schauen wir uns an wie es weitergeht und wie wir unsere Show fertigstellen!

 

Die Reihenfolge

Nachdem ich den Anfang habe, lege ich meistens als nächstes eine grobe Reihenfolge der Figuren fest, die ich mich für die Show notiert habe. Dabei kommen alle Moves an den Anfang, für die am Ende evtl. die Kraft nicht mehr reicht. Wenn ihr zu rutschigen Händen neigt, dann würde ich außerdem Figuren, die guten Halt an den Händen erfordern, eher an den Anfang legen.

Manche Moves passen vielleicht gut in eine Combo, dann kommen diese Figuren natürlich nacheinander. Meistens hat man jetzt schon eine grobe  Reihenfolge. Denkt auch auf jeden Fall  daran, was vielleicht als Highlight ans Ende kann – ihr wollt euch ja steigern und auch das Ende interessant für´s Publikum machen.

Wenn man mehrere Stangen hat, vermutlich dann eine Spinning und eine Static, muss man auch das bedenken. Welche Moves sehen schöner an Spinning aus, welche macht ihr lieber an Static, welche müssen vielleicht sogar an einer bestimmten Stange ausgeführt werden? Wählt eure Reihenfolge so, dass ihr nicht zu oft zwischen den Stangen hin und herwechseln müsst. Ich beschränke ich mich gerne auf 1-2 Polewechsel. Schließlich müssen auch diese interessant und abwechslungsreich sein und das kann bei zu vielen Wechseln schnell schwierig werden.

Behaltet immer im Hinterkopf, dass die Reihenfolge euch nur eine Orientierungshilfe sein soll. Es ist natürlich auch wichtig, ob der Move dann zur Musik und ins Gesamtbild der Choreo passt, evtl. werdet ihr also nochmal einiges tauschen oder Figuren komplett streichen während ihr dann die Choreo ausarbeitet.

Ansonsten könnt ihr jetzt loslegen und die Lücken zwischen den Figuren füllen!

 

Merken, aufschreiben oder filmen?

Vergesst auf keinen Fall immer festzuhalten, was ihr bisher erarbeitet habt. Oft glaubt man, dass man sich alles ganz leicht merken wird und vergisst dann doch das ein oder andere.

Ich drucke mir immer den Songtext aus, wenn es einen gibt. Dann kann ich neben den Text notieren was ich dazu tanze. Bei Instrumentals teile ich mir das Lied in Parts ein – Intro, schnelle Teile, langsame Teile, Pausen usw. Notiert alles, was euch hilft, das Stück schriftlich festzuhalten. So könnt ihr leichter eure Moves zuordnen. Manche Figuren passen besser zu einem ruhigen Part, während dynamische Kombinationen zu einem schnelleren Part toll aussehen.

Manche Bewegungen sind schwer aufzuschreiben, vieles hat keinen Namen und manchmal sind es auch nur kleine Feinheiten, die aber wichtig sind. Deshalb ist es gut auch immer alles zu filmen. Das hat zusätzlich den Vorteil, dass ihr gleich anschauen könnt wie eure Choreo bisher auf einen als Zuschauer wirkt.

Viele Sachen wirken anders, wenn man sie ausführt als wenn man sie als Außenstehender betrachtet. Dazu gehört z.B., dass einem Pause unglaublich lange vorkommen oder auch das Halten einer Figur, während beides für das Publikum oft viel kürzer wirkt. Ich würde euch empfehlen alle Figuren 2-3 Sekunden zu  halten, auch wenn es euch am Anfang lang vorkommt. Halten heißt aber nicht, dass ihr komplett versteinert in der Figur bleiben müsst, man kann immer noch Arm oder Beinbewegungen machen und trotzdem sieht das Publikum die Figur lang genug und deutlich.

 

Double Show

Das Ende

Das Ende ist das letzte, was das Publikum von euch sieht. Vielleicht erinnert ihr euch noch von Schulzeiten daran, dass ans Ende einer Erörterung das stärkste Argument gehört? Das selbe sollte für eure Show gelten, d.h. ans Ende muss nochmal ein besonderer Eye-Catcher. Also hebt euch einen tollen Move für´s Ende auf. Das muss nicht unbedingt der schwerste sein, auch ein besonders schöner oder ein außergewöhnlicher Trick oder eine kreative Combo können am Ende stehen.

Außerdem sollte das Ende eindeutig und schlüssig sein. Mir ist es einmal passiert, dass das Publikum mein Ende nicht erkannt hat, den Fehler mache ich nie wieder! Und ihr vermeidet diesen Fehler besser gleich von Anfang an. Das Publikum sollte also erkennen, wann ihr fertig seit mit eurer Performance und am besten sollte es auch noch zur Wahl eures Themas oder eurer Geschichte passen.

 

Letzte Tipps

Wenn du deine Choreografie fertig hast, kannst du dir nochmal folgende Fragen stellen, um sie evtl. noch weiter zu verbessern und zu verfeinern.

  • Ist meine Choreografie abwechslungsreich? Habe ich eine bunte Mischung an Moves, eine gute Balance zwischen Tanz und Tricks, Kontraste (Musik vs. Tanz, schnell vs. langsam, verschiedene Gefühle usw.)?
  • Stell dir vor du wärst ein Zuschauer deiner Show, der heute bereits mehrere Stunden Pole Dance Performances angeschaut hat. Wäre deine Choreografie trotzdem noch interessant und neu?
  • Hast du dein Thema/deine Idee von Anfang bis Ende beibehalten?
  • Sind dein Anfang und Ende sinnvoll und passend zum Rest der Show?
  • Nutzt du die Bühne voll aus oder bleibst du vorwiegend nur an einer Stelle?

Um deine Show perfekt zu machen kannst du dann als Letztes noch an vielen Feinheiten arbeiten. Natürlich kann man das auch immer gleich von Anfang an mit machen. Am Anfang kann es schwer sein an all die Details zu denken, aber es wird deine Performance zu etwas ganz Besonderem machen.

Blickrichtung: Überlege dir, wann du wo hinschauen willst – das sollte zum Move und zu den Gefühlen passen, die du zeigen möchtest. Ganz wichtig: Niemals pausenlos auf die Stange starren. Schließlich tanzt du ja für das Publikum und nicht für deine Pole.

Hände und Arme: Schau dir an, was du bei einzelnen Bewegungen mit den Armen und Händen machen kannst, um deine Linien noch zu verbessern und schöne Formen zu kreieren.

Beine und Füße: Und natürlich immer unheimlich wichtig: Arbeite an deiner Sauberkeit. Deine Füße sollten möglichst immer gestreckt sein, außer du möchtest sie absichtlich flexen, das sollte dann aber sehr deutlich sein, und die Knie sollten immer ordentlich durchgestreckt sein. Achte vor allem bei deinen Übergängen darauf, was deine Füße und Beine machen, dort schleichen sich die meisten unsauberen Füße und Beine ein.

 

Ich hoffe der Blogpost wird euch bei eurer nächsten Choreografie helfen oder hat euch vielleicht sogar motiviert, eure erste Choreografie zu erarbeiten. Wenn ihr noch Fragen habt oder vielleicht sogar noch mehr Tipps, dann dürft ihr gerne einen Kommentar hinterlassen!

Eure Julia

 

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Next EventCrazy Pole Gala Cup in Erfurt. Euch erwarten viele kreative Shows!

Class Tipp: Bald gibt es in Bad Urach Krafttraining – haltet die Augen offen im Kursplan 😉

Wie wird aus einzelnen Tricks eine Choreografie. Part 1.

Part 1: Wie und wo anfangen?

Irgendwann steht fast jeder Pole Dancer vor dieser Hürde: Die erste Choreografie. Hat man nie getanzt und keine Erfahrung mit Choreografien kann das ganz schön schwer sein. Wo fängt man an, was soll alles rein, welches Lied, wie mache ich die Performance interessant für´s Publikum? Fragen über Fragen und oft fühlt man sich dann so überfordert, dass man aufgibt oder gar nicht erst anfängt.

Damit das bei euch anders läuft, wenn ihr eure nächste oder vielleicht ja sogar erste Choreografie entwickelt, gibt´s jetzt ein paar Tipps von mir. Auch für Erfahrenere gibt es vielleicht noch die ein oder andere Inspiration für die nächste Performance.

Vorweg noch eine kurze Infos, am Ende hängt vieles von den eigenen Präferenzen ab und auch für welchen Zweck ich die Performance vorbereite. Bestimmt werdet ihr mit der Zeit euer ganz eigenes System entwickeln eine Choreografie zu erstellen.

Heute konzentrieren wir uns auf den Anfang des Choreografierens wie die Musikauswahl, welche Moves sollen rein und was man sich sonst noch überlegen sollte, bevor man loslegt.

 

Womit fängt man an?

Hier gibt es viele Möglichkeiten, je nach dem was dir an meiner Show wichtig ist. Vielleicht hast du schon ein Lied, auf das du immer mal gerne tanzen wolltest – dann ist die Musik dein Anfang. Möchtest du eine Geschichte erzählen, dann denk dir diese als erstes aus und wähle Moves und Musik passend. Oder ist dir vielleicht besonders wichtig dein Können zeigen zu können, dann kannst du auch bei den Tricks starten und die Musik entsprechend auswählen.

Für lockere Performances starte ich meistens mit der Musik und wähle dann passende Tricks. Bei Wettkämpfen, bei denen die Show stark in die Wertung einfließt wähle ich als erstes mein Thema oder meine Geschichte. Bei sportlich ausgelegten Wettkämpfen fange ich auch gerne damit an, erst eine Liste an Tricks zu schreiben, die unbedingt in meine Show sollen.

Wenn man sich dann für ein Lied entschieden, eine Liste an Moves, die man gerne einbauen würde, erstellt hat und evtl. noch ein Thema oder eine Geschichte ausgesucht hat, dann geht es erst richtig los.

Schauen wir uns aber erst mal diese drei Parts genauer an.

 

Die Musik vs. deine Bewegungen

Ganz wichtig: Das Lied muss zu dir passen und du musst dich gerne dazu bewegen. Ich tanze deshalb gerne zuerst einen Freestyle zu meiner Liedauswahl, dann merke ich wie es sich anfühlt, dazu zu tanzen und oft entstehen dabei auch schon erste Ideen für die Choreografie. Wenn mich das Lied nicht inspiriert und motiviert, dann suche ich lieber nach einem anderen.

Am Anfang sind langsame Lieder definitiv einfacher, aber wähle das, was dir gefällt. Bedenke aber auch: Selbst wenn die Musik langsam ist, muss das nicht heißen, dass das selbe auch für all deine Bewegungen gelten muss. Kontraste machen Choreografien immer interessant, so ein Kontrast kann auch entstehen indem du dich zu langsamer Musik schnell bewegst oder umgekehrt.

Nun wollen wir uns ja aber eigentlich ja passend zur Musik bewegen – abgesehen von den Kontrasten, die wir vielleicht gezielt einbauen. Das heißt aber nicht, dass du immer den Takt zählen musst. Man kann genauso dem Gesang folgen, auf ein Instrument aus dem Lied hören oder was dich sonst berührt und dich motiviert.

 

Die richtige Trickauswahl

Ich bin immer für eine ausgewogene Mischung. Nur weil ich sehr beweglich bin, will niemand sehen wie ich mich 5min lang nur verbiege und auch ich selbst habe an mich den Anspruch all meine Facetten zu zeigen. Deshalb achte ich darauf, dass von allem etwas drin: Kraftvolle Figuren, um meine Stärke zu zeigen; Spagate oder Back Bends, um meine Flexibilität zu zeigen; dynamische Bewegungen wie ein Drop oder eine schnelle Combo; Floorwork und natürlich auch Spins nicht fehlen.

Außerdem solltest du zu viele Wiederholungen vermeiden. Z.B. gibt es etliche Möglichkeiten die Stange hochzukommen. Statt also immer schlicht zu mit einem X Ankle Climb hochzuklettern, wie wäre es mit einem Side Climb, Outside Leg Climb, ein Spin vor den Climb oder einfach nur eine kleine eigene Variation.

Auch ähnliche Figuren vermeide ich,  vor allem für ein Laienpublikum ist oft kein Unterschied erkennbar und wenn Pole Dancer zuschauen, freuen sie sich auch, wenn man eine größere Variation zeigt. Auch wenn ich also gern ein Iron X mache, mache ich das nicht noch mit unterschiedlichen Griffvarianten in einer Show oder wenn ich bereits eine Twisted Ballerina gezeigt habe, mache ich nicht noch eine normale Ballerina.

 

Die Geschichte

Tricks sind natürlich toll, aber das gewisse Etwas kann deine Show durch eine Geschichte oder ein Thema bekommen. Wenn du dich für etwas entscheidest, solltest du es auch konsequent durchziehen. Die erste Minute eine Geschichte erzählen und dann die restliche Zeit deine Story vernachlässigen, ist für mich ein No-Go.

Achte auch hier auf Kontraste und Abwechslung. Nehmen wir an du entscheidest dich dafür als Katze zu performen. Statt dann 5min das  sexy Kätzchen zu sein, wäre es doch viel interessanter, wenn die Katze sich erst langsam anpirscht, Kontakt zum Publikum aufnimmt, um es dann mit seinen geschmeidigen Bewegungen zu umgarnen und dann, wenn es das Publikum um den Finger gewickelt hat, die Krallen auszufahren usw.

Es bleibt aber immer auch die Möglichkeit sich einfach nur auf den Tanz und die Musik zu konzentrieren und kein Thema und keine Geschichte zu wählen! Auch das kann natürlich spannend sein bei einer tollen Choreografie. Konzentriere dich auf das, was dir liegt und dir Freude bereitet.

 

Startposition und Intro

Kommen wir zum letzten Abschnitt für heute. Wir haben uns über all die obigen Dinge Gedanken gemacht und legen jetzt mit der Choreografie los. Verkörpern wir eine bestimmte Figur, ist das Intro bestens dafür geeignet diese Figur dem Publikum vorzustellen oder wenn wir ein Thema gewählt haben, dieses dem Publikum deutlich zu machen. So können sich die Zuschauen in unsere Idee hineinversetzen und uns von Anfang folgen.

Ansonsten bietet es sich meistens an eher ruhig anzufangen und mit einfacheren Figuren, so dass wir die Möglichkeit haben uns mit der Zeit zu steigern und die Spannung langsam zu erhöhen. Es kann aber auch eine schöne Abwechslung sein direkt mit einem Trick oder einer Kombination anzufangen, bei der dem Publikum die Kinnlade runterfällt. So fesseln wir es sofort und gewinnen es für uns.

Bevor wir ein Intro tanzen können, brauchen wir aber natürlich eine Ausgangsposition. Die muss man natürlich passend zu seinem Thema wählen, die Möglichkeiten sind hier praktisch endlos. Man außerhalb der Bühne starten und reinlaufen oder mit einem hübschen Floorworkpart auf die Bühne kommen. Ihr könnt an jedem beliebigen Ort der Bühne ohne Pole starten, im Stehen, im Liegen, dem Publikumabgewandt, klein zusammengekauert oder in einer starken und präsenten Position. Genauso kann man natürlich an der Stange beginnen in allen möglichen Figuren.

Wenn du deine Startposition wählst, denk daran, dass du sie vielleicht eine Weile halten musst bis das Lied startet. Wähle also keinen Move, denn du nur sehr schwer halten kannst und am Boden keine Figur, die zu viel Balance erfordert. Außerdem solltest du nicht vergessen, dass es das erste ist, was das Publikum von dir sieht und bekanntlich zählt ja der erste Eindruck. Also nimm dir Zeit deine Startposition sorgfältig auszuwählen.

 

Ich hoffe ihr habt jetzt Lust bekommen gleich selbst mit dem Choreografieren loszulegen! Nächste Woche geht es dann weiter mit mehr Tipps und Inspirationen für euch. Wenn ihr spezielle Wünsche habt, einfach einen Kommentar hinterlassen und ich versuche dann im nächsten Post darauf einzugehen.

Ich wünsche euch einen guten Start in die neue Woche und viel Erfolg bei eurer ersten Choreografie!

Julia

 

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Class Tipp: Im März mit Tina „Finding your Freestyle“.